5 Jahre aktuellste Software ?
Rainer
spots4as at gmx.de
So Jul 8 17:33:50 UTC 2012
Hallo Maxx,
Am Sun, 8 Jul 2012 16:37:31 +0200
schrieb Maxx <linux at houdek.de>:
> > >
> > Alte Fehler belassen und sie umgehen, statt sie zu beheben - das
> > hältst Du für professionell?
>
> Bekannte Fehler beheben ist durchaus professionell, und das passiert
> auch regelmäßig.
Eben nicht - nur dann, wenn in irgendwelchen Szenen das Protestgeschrei
laut genug war/ist, so dass Entwickler die Fehler für wichtig genug
halten. In einem anderen Posting hatte ich *ein* Beispiel unter Ubuntu
10.04 von vielen genannt: Shutdown-Blockade bei Nutzung des
OOo-Schnellstarters. Den Bug gibt es über 2 Jahre. Er wird nicht
behoben.
In 8.04 war es zum Beispiel die automatische Anmeldung beim Booten:
Wurde sie aktiviert, war automatisch auch die Tastaturbelegung mit 2
Sprachen weggeputzt. Bug wurde vielfach gemeldet (ebenso wie der
obigen), von den Entwickelern nicht für wichtig gehalten und somit
nicht behoben.
> Ich habe in der Regel mehrmals die Woche den
> Hinweis, für bestimmte Pakete Patches einzuspielen - einige sind sehr
> wichtig, weil sicherheitsrelevant; andere eher kosmetischer Natur.
> Und genau deshalb werden sie auch getrennt angezeigt.
> So habe ICH nämlich die Entscheidungsfreiheit, ob ich auch nicht
> sicherheitsrelevante Patches einspiele und mir damit ggf. neue Bugs
> ins System hole
Ich auch, aber ich spreche nicht davon, dass es grundsätzlich keine
Patches gibt.
>
> > Also, da habe ich in punkto Professionalität eine ganz andere
> > Auffassung.
>
> Die sei dir gegönnt, nur ist deine Auffassung dann wenig
> "professionell" ;)
>
Professionell ist, wenn bekannte Fehler behoben werden. Was soll an
dieser Einstellung nicht professionell sein?
Vor drei Jahren habe ich mich mal mit einem Verantwortlichen meiner
Bank darüber unterhalten, warum sie für das Onlinebanking nicht auch
ein Browser-Plugin bereitstellt. Im Rahmen dieser Unterhaltung erzählte
er mir, dass sein Zuhause eine windowsreie Zone sei, ihm aber sehr wohl
bewusst sei, dass Linux - zuende gedacht und in letzter Konsequenz
- von Amateuren gemacht werde...
> > Sofern es um Programme geht, wird das in der Windowswelt meistens
> > ja bekanntlich in verhältnismäßig kurzen Zyklen mit neuen Versionen
> > angegangen (hier und da auch mal mit Patches) - bei Ubuntu nicht.
>
> Hm - seit ca. 30 Jahren Windows: Windows 1.0, 2.0 3.0 und 3.1 (wobei
> das nun wirklich noch keine Betriebssysteme waren, nur reine GUIs),
> Windows 95 und 98 (wollen wir ME wirklich mitzählen?), Windows NT,
> Windows 2000, Windows XP, Windows Vista und nun Windows Seven. Da
> zähle ich 11 Versionen (die Versionsumfänge Home, Bussines, Premium
> etc. zähle ich mal nicht). Dazu könnte man noch 4-5 reine
> Serverversionen zählen.
>
Das hast Du 'was falsch verstanden. In erster Linie geht es im
gesamten Thread nicht um das Grundsystem, sondern um Software - auch
wenn die Problemstellung natürlich auch für das Betriebssystem gilt.
Ich jedenfalls habe mich mit meinem Satz auf die Programme bezogen.
> Ubuntu gibt es seit knapp 8 Jahren - jedes Jahr gibt es zwei neue
> Versionen, also im Herbst 2012 die 17 neue Version. Könnte man auch
> noch unterteilen in Ubuntu und Kubuntu sowie Desktop und
> Serverversionen (bzw. teilweise auch Netbook-Versionen).
>
> Bei Microsoft gibt es einmal im Monat einen Patch-Day, bei Ubuntu
> gibt es teilweise täglich Patches oder Paketergänzungen/-ersetzungen
> angeboten.
>
Das nützt mir bei Fehlern, die einfach ignoriert werden und liegen
bleiben, gar nichts.
>
> > Professionell wäre dann aus meiner Sicht, Fehler zu beseitigen und
> > nicht, sie einfach liegenzulassen - und das zukünftig bei LTS auch
> > noch 5 Jahre lang.
>
> Du scheinst immer noch nicht verstanden zu haben, was der Sinn einer
> LTS-Version ist:
Selbstverständlich habe ich es verstanden.
> Diese Version wird über eine längere Zeit (hier über
> 5 Jahre) mit regelmäßigen Patches und Sicherheitsupdates zur
> Fehlerbeseitigung gepflegt. Garantiert!
Weiß ich. Muss ich mich wiederholen? Die Fehlerbeseitigung erfolgt
nicht konsequent.
> Man muss also 5 Jahre lang kein neues System installieren, um
> eventuell bekannt gewordene Fehler zu beseitigen.
Meine aktuelle Ubuntu-Version ist im April 2010 bereitgestellt. Jetzt
haben wir Juli 2012. Der OOo-Shutdown-Bug ist nicht behoben. Genauso
ist es mit anderen Fehlern. Mit einer Behebung während der Laufzeit ist
nicht zu rechnen, und zukünftig sitze ich dann nicht 3 Jahre drauf,
sondern 5, wenn ich bei einer LTS-Version bleiben will.-
> Das bedeutet gerade
> im professionellen Einsatz einen hohen Grad an Investitionssicherheit.
>
> Ja, auch eine kostenlose Ubuntu-Installation ist eine Investition. Es
> kostet Arbeitszeit, ein neues System aufzusetzen, es anzupassen und
> ggf. auch die Mitarbeiter in neue Funktionen und Programme
> einzuarbeiten. Gleichzeitig ist für diese Zeit diese EDV nicht voll
> verfügbar.
>
> Außerdem ist ja niemand gezwungen, Ubuntu 12.04 ganze 5 Jahre lang zu
> nutzen. Die Version 12.10 wird erscheinen, und auch die 13.04 usw.
> Wer also lieber die neuesten Programmversionen haben möchte (und die
> eventuell noch vorhandenen Macken und Fehler in Kauf nimmt), der kann
> das tun.
Zu denen zähle ich nicht: Ich möchte LTS und nicht ständig alles auf
den Kopf stellen. Ich möchte aber auch, dass eine installierte Version
sauber funktioniert und eventuelle Fehler in überschaubaren Zeiträumen
behoben werden.
> Wer aber lieber ein rund laufendes, für seine Zwecke weitgehend
> optimal eingerichtetes System aufgesetzt hat, kann sich so sicher
> sein, es auch 5 Jahre lang produktiv nutzen zu können und während
> dieser Zeit
Genau an dieser Stelle kommt es:
> alle wichtigen Fehlerbeseitigungen frei Haus zu bekommen.
>
Da liegt der Hase im Pfeffer: Für wen ist was wichtig, und wer
beurteilt es? Werden Fehler als eher nicht wichtig beurteilt, werden
sie nicht beseitigt.
> Was meinst du, warum viele Firmen selbst zu Zeiten von Vista und W7
> noch mit Windows 2000 gearbeitet haben? Weil es rund lief und schnell
> war (auch ohne 2 GB RAM und Quad-Core-Prozessor).
>
Exakt: Ich habe schätzungsweise 7 oder 8 Jahre mit Windows 2000
gearbeitet. Lief bei konsequenter Installation aller Patches absolut
sauber. *Keine* Fehler.
Viele Grüße
Rainer
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